Frankfurter Buchmesse – Ehrengast 2015 Indonesien

14.-18. Oktober 2015
Frankfurter Buchmesse
Die Deutsch-Indonesische Gesellschaft ist am Gemeinschaftsstand in Halle 4.1 N 27 vertreten: u.a. Lesungen aus „Frauen am Rande des Sees“, Auslage der Unterschriftaktion/Petition zur Wahrung des „Menschenrechts auf Wasser“ und zur Unterstützung der Nominierung des Tobasees als UNESCO-Geopark

Weitere Informationen über Indonesien als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse finden sich hier!

Lesung und Gespräch mit Putu Oka Sukanta

Donnerstag, 8. Oktober 2015, 19:30 Uhr 
Asienhaus, Hohenzollernring 52, Köln

Lesung und Gespräch mit Putu Oka Sukanta

In Indonesien sind die Massaker der Jahre ab 1965 – in deren Verlauf willkürliche Morde, Verhaftungen und fortlaufende Diskriminierung herrschten – noch immer ein Tabuthema. 2015 wird an den Auftakt dieser Gewalttaten als 50. Jahrestage gedacht. Bis heute ist die Frage nach der Aufklärung der Verbrechen unbeantwortet.

In einer Zeit, in der man oft behauptet, dass in Indonesien Presse- und Redefreiheit herrscht, kann keine öffentliche und frei von Drohungen geführte Diskussion oder Ver­sammlung zu den Geschehnissen des Jahres 1965 stattfinden. Dies ist bedenklich, weil die Anzahl der Zeitzeugen und Überlebenden von Jahr zu Jahr schwindet, was eine Aufklärung der Verbrechen immer schwieriger macht.
Auf internationaler Ebene finden die blutigen Mas­saker des Jahres 1965 sowohl in der Politik als auch in der Wissenschaft im Vergleich zu anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit – wie etwa in Südafrika, Ruanda, Chile, Argentinien – kaum Auf­merksamkeit. Verschiedene NGO und Opfergrup­pen bemühen sich seit Jahren darum, die Politik zur Anerkennung der Verbrechen und zur Wahr­heitsfindung zu bewegen. Leider sind diesbezüg­lich von staatlicher Seite als auch in der Gesellschaft kaum Fortschritte auszumachen. Das liegt unter anderem daran, dass die Propaganda der „Orde Baru“ noch offiziell in den Schulen unterrichtet wird. Auch das Untersuchungsergebnis der indo­nesischen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), das im Hinblick auf die Massaker der Jahre 1965 bis 1967 von schweren Menschenrechtsver­letzungen spricht, wurde von der Politik bisher vollständig ignoriert.

Putu Oka Sukanta wurde am 29. Juli 1939 in Singaraja, Bali/Indonesien geboren. Er ist einer der führenden Li­teraten und ebenso Produzent von Dokumentarfilmen über die gewaltsamen Ereignisse vor einem halben Jahrhundert in Indonesien. Ohne Gerichtsver­fahren war er selbst in den Jahren 1966-1977 zur Zeit der sogenannten „Orde Baru“ (= Neue Ordnung) unter der Präsidentschaft Suhartos ein politischer Häftling.
Bei der Frankfurter Buchmesse im kommenden Oktober, mit Indonesien als Ehrengast, gehört er zu den eingela­denen indonesischen Schriftstellern

Filmaufführung
SENI DITATING JAMAN (DIE KUNST, DIE NIE STIRBT)
40 Minuten – OmeU
Regie: Putu Oka Sukanta, Lilik Munafidah, Hendro Sutono

Der Film schildert die Entschlossenheit von Mitglie­dern der Kulturorganisation LEKRA, trotz Verhaf­tung und Verbannung ihre Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Gefängnisses weiterzuführen.

Lesung
VERLETZTE SEHNSUCHT
aus „Ausgewählte Kurzgeschichten & Gedichte“ von Putu Oka Sukanta.

Anschließend steht der Autor zum Gespräch zur Verfügung

„Gebt mir Indonesien zurück!“

Donnerstag, 1. Oktober 2015, 19:30 Uhr 
Lengfeld’sche Buchhandlung, Kolpingplatz 1, Köln

„Gebt mir Indonesien zurück!“
Lesung aus Werken von Leila Chudori, Djoko Damono, Pramoedya Ananta Toer, Goenawan Mohamad, Sitor Situmorang, Lena Simanjuntak
Weitere Informationen: www.lengfeldsche.de

Moderne Dichtung der „17.000 Islands of Imagination“ Indonesien als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Im Vorfeld der diesjährigen Frankfurter Buchmesse (14. – 18. Oktober 2015) werden ausgewählte Texte verschiedener Dichterinnen und Dichter aus Indonesien vorgestellt.

Leila S. Chudori

Pulang (Heimkehr nach Jakarta) Übers.: Sabine Müller, Weidle Verlag,

ISBN 978-3-938803-75-2

Leila S. Chudoris Roman „Pulang (Heimkehr nach Jakarta)“ befasst sich mit dem Schicksal einer Gruppe von Journalisten, die aufgrund der Ereignisse im September 1965 in Jakarta – der Massenmorde an hunderttausenden Indonesiern, die der Sympathie mit der Kommunistischen Partei Indonesiens beschuldigt wurden – im Exil in Paris leben und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können. Die historischen Ereignisse werden mit dem persönlichen Schicksal zweier Generationen verknüpft. Dimas Suryo lebt als Mitbesitzer eines indonesischen Restaurants in Paris und leidet lebenslang unter seiner Heimatlosigkeit. Lintang Utara, seine Tochter, reist 1998 nach Jakarta und gerät in die Studentenunruhen von 1998, die zum Ende der Ära Suharto führten.

Die Journalistin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin Leila S. Chudori, 1962 in Jakarta geboren, gilt als eine der produktivsten und anerkanntesten Autorinnen Indonesiens.
Sapardi Djoko Damono

1940 in Solo geboren, ist einer der bekanntesten und beliebtesten Dichter Indonesiens. Von ihm erschienen zahlreiche Gedichtbände, aber auch Bücher über Literatur, vor allem Indonesiens. Insbesondere seine Liebesgedichte finden eine große Leserschaft und viele Anhänger. Auf Hochzeitseinladungen oder in Liebesbriefen findet man Zeilen aus seiner Feder.

Einige seiner Werke sind vertont worden. Ein Beispiel dafür ist das Album „:becoming dew“ von 2007. Zwölf Gedichte von Sapardi Djoko Damono werden von dem Gesangsduo Ari Reda – Reda Gaudiamo und Ari Malibu interpretiert. Weitere Texte aus Jurnal Sajak (Hrsg.: Agus R. Sarjono, Berthold Damshäuser).

 

Pramoedya Ananta Toer

Kind aller Völker, Übers.: Brigitte Schneebeli, Unions Verlag, ISBN 987-3-293-20706-6

In der Tetralogie „Bücher der Insel Buru“ – auf der Gefangeneninsel Buru begonnen und unter Stadtarrest vollendet – wird die Auseinandersetzung mit der Macht und den Mächtigen seit der Jahrhundertwende zum literarischen Leitthema. In „Kind aller Völker“, dem zweiten, in sich geschlossenen Band, steht der Journalist Minke, der junge Javaner aus adligem Hause, im Mittelpunkt. Als seine Frau von den holländischen Kolonialherren verschleppt wird, regt sich in Minke der Widerstand. Sein anfänglich überschwänglicher Glaube an die „Europäisierung“ wird schwer erschüttert und weicht einer wachsenden Skepsis. Zusammen mit einer Bauernfamilie wagt er es, sich gegen die Landnahme der Holländer aufzulehnen.

Pramoedya Ananta Toer (1925 – 2006) ist der bekannteste indonesische Schriftsteller im deutschen Sprachraum. Seine Werke setzen sich mit den Prozessen der Nationenwerdung Indonesiens auseinander.
Goenawan Mohamad

Don Quijote, ein zweisprachiger Lyrikband, Übers.: Sabine Müller, Sujet Verlag, ISBN 978-3-944201-48-1

Der Schriftsteller Goenawan Mohamad (Jahrgang 1941) hat seine Interpretation der Figur des sinnreichen Junkers Don Quijote in eine Reihe von neunzehn bildreichen Gedichten gefasst. Die lyrischen Miniaturen der Abenteuer entstanden in den Jahren von 2007 bis 2010. In unterschiedlichen sprachlichen Formen entfaltet Goenawan Mohamad die Welt des Don Quijote, so wie dieser sie mit seinen Augen sieht. Der Leser begleitet Don Quijote auf seinem Weg durch die Mancha, er staunt über die Liebe zu Dulcinea und er bangt zusammen mit Sancho Panza um den kühnen Don Quijote, wenn dieser gegen seine Widersacher kämpft.

Goenawan Mohamad gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller, Intellektuellen und Kulturschaffenden Indonesiens. Er ist Leiter des Nationalkomitees zur Vorbereitung des Ehrengastauftritts Indonesien auf der Frankfurter Buchmesse 2015.
Sitor Situmorang

Sitor Situmorang (1923 – 2014) war ein Batak aus Nordsumatra. Zunächst arbeitete er als Journalist. Er gilt als einer der prominenten Vertreter der „45er-Generation“, die durch die Revolution zum Ende der niederländischen Kolonialzeit bekannt wurden. Nach längeren Auslandsaufenthalten in den Niederlanden, Frankreich und den USA kam er unter dem Soeharto-Regime für acht Jahre in Haft. Er ist bekannt für seine Kurzgeschichten und Gedichte. Texte in der Übersetzung von Berthold Damshäuser und Ramadhan KH.

Im Herbst erscheint: Zwischen zwei Kontinenten. Gedichte. Bilinguale Ausgabe, Übers.: Martina Heinschke, Ostasien Verlag, ISBN 978-3-940527-93-6

Lena Simanjuntak

Frauen am Rande des Sees – Perempuan di pinggir danau – Woman at lake’s edge – Borua nadi duru ni tao, viersprachiges Textbuch, Übers. ins Deutsche: Sabine Müller Katakita Verlag, Yogyakarta, ISBN 987-979-3778-73-0

Für die traditionelle Opera Batak aus Nordsumatra liegt ein Manuskript in vier Sprachen vor:

„Frauen am Rande des Sees“ ist ein Drama, in dem die legendäre Entstehung des Tobasees geschildert wird und dessen Bedrohung durch menschengemachte Verschmutzung, durch

Überfischung und durch Raubbau. Geschichtliche Hintergründe werden ebenso thematisiert wie aktuelle Konflikte.

Lena Simanjuntak (Jahrgang 1957) ist eine in Köln lebende Künstlerin, die sich vor allem mit unterschiedlichen Theaterprojekten in ihrer Heimat Indonesien befasst.


 

Lesung: Elisabeth Hartmann

Erläuterung zu Übersetzungen: Sabine Müller

Moderation: Karl Mertes


 

Eine Veranstaltung der Lengfeld’sche Buchhandlung [ www.lengfeldsche.de ] und der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft e.V. [ www.dig-koeln.de ]

Anmeldung unter: Tel. 0221 – 257 84 03 · info@lengfeldsche.de

Lieder und Tänze der Opera Batak

Montag, 28. September 2015
Eine-Welt-Forum, Carsch-Haus, Heinrich-Heine-Platz 1, Düsseldorf

12:00 Uhr
Lieder und Tänze der Opera Batak
www.eineweltforum.de

19:30 Uhr
Filmclub 813 präsentiert im Kino 813 in der Brücke, Hahnenstraße 6, Köln
„Tjut Nja‘Dhien“(vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Tjoet_Nja’_Dhien ) anschließend Gespräch mit Slamet Rahardjo (Schauspieler, Regisseur)
www.filmclub-813.de

[Eintritt: 8,- / 6,- €, RESERVIERUNG EMPFOHLEN! Kartenvorbestellung über mail@dig-koeln.de, Abendkasse ab 19:00 Uhr]

Filmpräsentation von „Tjut Nja‘Dhin“ mit Slamet Rahardjo (Regisseur, Schauspieler)

Montag, 28. September, 19:30 Uhr
Kino 813 in der BRÜCKE, Hahnenstraße 6, 50667 Köln

Tjut Nja‘ Dhin, auch Cut Nyak Dhien (1850 – 1908) gilt als indonesische Nationalheldin, sie war eine Widerstandskämpferin in dem Dreißigjährigen Krieg der Bevölkerung von Aceh (im Norden Sumatras) gegen die niederländische koloniale Besatzungsmacht. Sie war mit Teuku Umar verheiratet, der ebenfalls eine führende Rolle in den Guerillakriegen spielte. Ihr wird – neben der Heldinnenrolle als Unabhängigkeitskämpferin – eine aktive Position in den Anfängen der Bewegung unabhängiger Frauen in einer ansonsten patriarchalischen Gesellschaft zugeschrieben.

Slamet Rahardjo (Quelle: Wikipedia)

Slamet Rahardjo (Quelle: Wikipedia)

In dem zweineinhalbstündigen Spielfilm aus dem Jahr 1988 des Regisseurs Eros Djarot mit Musik von Idris Sardi hat Slamet Rahardjo die Hauptrolle als Teuku Umar, neben Christine Hakim als Tjut Nja’Dhin. Der indonesische Film hat englische Untertitel.

Rahardjo ist nicht nur als Schauspieler einer der populärsten Künstler Indonesiens sondern auch als Regisseur anerkannt. Seine Filme haben viele nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Er ist am 28. September zu Gast in Köln und steht zum Gespräch zur Verfügung.

Aufführung der Opera Batak FRAUEN AM RANDE DES SEES mit Publikumsgespräch

Sonntag, 27. September, 14:00 Uhr
Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3, 50670 Köln

(Eintritt: 16,- / 9,- €)

Indonesien ist 2015 Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass gastiert die OPERA BATAK, eine traditionelle Kunstform des Wandertheaters der Toba-Batak, in Deutschland. Die in Köln lebende indonesische Theaterregisseurin Lena Simanjuntak schrieb für die OPERA BATAK das Stück „Frauen am Rande des Sees“. Es thematisiert am Beispiel des Tobasees in Nordsumatra die Problematik der Wasserversorgung und des Umweltschutzes sowie die Rolle der Frau „als Hüterin des Lebens“. Hintergrund ist eine Legende über die Entstehung des größten Kratersees der Erde und es werden Beziehungen zur gegenwärtigen Situation hergestellt.

2013 war die Gruppe PLOt bereits in Köln. Siehe auch www.operabatak.de