Freitag, 26. Juni 2015, 19:00 – 21:00 Uhr
Asienhaus, Hohenzollernring 52, 50672 Köln
Die antikommunistischen Massenmorde in Indonesien, denen Mitte der 1960er Jahre Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen, zählen zu den schlimmsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Die Gewalt geschah weder spontan noch isoliert: Der Westen unterstützte den Militärdiktator Suharto mit Geld und Logistik. Suharto revanchierte sich, indem er das größte und rohstoffreichste Land Südostasiens für westliche Firmen öffnete.
Viele, die die Gewalt überlebten, verbrachten Jahre im Gefängnis, zumeist ohne Gerichtsverfahren. Die meisten „65er-Häftlinge“ kamen erst Ende der 1970er Jahre frei. Danach blieben sie und ihre Familien Stigmatisierte – und sind es bis heute.
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Das politische Lesebuch „Indonesien 1965ff.“ (regiospectra, Mai 2015) ist der erste deutschsprachige Sammelband zum Thema, in dem ausschließlich indonesische AutorInnen zu Wort kommen. Überlebende berichten vom Mord an ihren Angehörigen, von Haft und Folter; aber auch von der Solidarität jener, die der Entmenschlichung mutig die Stirn boten. WissenschaftlerInnen und AktivistInnen beschreiben, wie schwierig sich die Aufarbeitung der Vergangenheit angesichts bis in die Gegenwart zementierter Machtstrukturen und Denkmuster gestaltet.
Das Jahr 1965 wird oft als „das Jahr, das niemals endete“ bezeichnet. Es spaltet die indonesische Gesellschaft bis heute. Von staatlicher Seite gibt es so gut wie keine Bemühungen um Aufarbeitung. Im Gegenteil, die Täter haben noch immer Machtpositionen inne. Umso mutiger sind jene IndonesierInnen, die mit künstlerischen, publizistischen und/oder Bildungsinitiativen versuchen, das Schweigen zu brechen.
Anett Keller, Herausgeberin von „Indonesien 1965ff.“, hat während der letzten Jahre in Indonesien gelebt und von dort als freie Journalistin berichtet. Sie hat Überlebende der Massaker getroffen und in verschiedenen Medien Artikel zur Aufarbeitung der Kommunistenverfolgung publiziert. Anett Keller wird über die Hintergründe der Ereignisse von 1965 berichten, über ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart und über die Versuche der indonesischen Zivilgesellschaft, mit den alten Denkmustern der Suharto-Ära zu brechen.
Eine Veranstaltung der Südostasien-Informationsstelle und der Stiftung Asienhaus in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft e.V.
Weitere Details & Anfahrt: Asienhaus