von Karl Mertes
„Wenn zwei sich lieben,
neigt sich der Himmel herab
und verschenkt Segen“
… mit diesem Vers beschließt Otto Abt seine Nacherzählung der Panji-Geschichte. In 23 Kapiteln durchleben wir die Abenteuer des Helden Panji und der Königstochter Sekar Taji aus Kediri. Obgleich bereits mit Prinz Panji verlobt, hält der mächtige König Klana auch um die Hand von Sekar Taji an. In ihrer Not flieht sie aus dem väterlichen Palast. Der König von Kediri, weiß sich keinen anderen Rat, als demjenigen, der seine Tochter auffindet, sie dann zur Frau zu geben. Der ehrgeizige und wilde Klana versucht mit allerhand Tricks sein Begehren durchzusetzen. Panji hingegen geht besonnener und klüger vor. Allerhand Abenteuer und gewaltsame Auseinandersetzungen müssen die Kontrahenten bestehen – bis schlussendlich Panji und Sekar Taji ein Paar werden.
Eine rührselige, schöne und zugleich spannende Geschichte, gespickt mit vielen Weisheiten und Prinzipien für eine ordentliche Lebensführung.
Otto Abt, 76, hat bereits die weitaus bekannteren indisch-indonesischen Epen Mahabharata und Ramayana nacherzählt (erschienen im Horlemann-Verlag) und so in verdienstvoller Weise einem breiten Publikum bekannt gemacht. Wenn diese beiden Geschichten ihren Ursprung auf dem indischen Subkontinent haben, so stammen die Panji-Geschichten aus Java und haben in den asiatischen Raum hinein gewirkt. Abt überträgt die Geschichte umgangssprachlich, so dass der literarische Ursprung gewahrt wird und dennoch lesbar und allgemein verständlich nachzuvollziehen ist. Mit der javanischen Kultur auf das Beste vertraut, hat Abt einzelne Dialoge nachempfunden und vor Ort überprüft, den „richtigen Ton“ getroffen zu haben.
Die Basis seiner Textvorlage sind die Wayang Beber-Rollen aus Gedompol im Süden Javas, nahe Pacitan (dazu liegt eine Monografie von Mally Kant-Achilles u.a. vor: Wayang Beber, Stuttgart 1990, – vgl. KITA 1/93). Kennzeichnend für die vom Aussterben bedrohte Tradition des Wayang-Beber ist, dass dort Geschichten von Panji (auch: Jaka Kembang Kuning) erzählt werden. Aber auch in anderen Wayang-Formen ist Panji lebendig, beispielsweise im Wayang-Topeng.
Für Interessenten javanischer Kultur und Tradition ist dieses populär verfasste Buch ein Muss.