Orang-Utan aus dem Bildband

Orang-Utans, hochintelligent und bärenstark, gehören zu den nächsten
Verwandten des Menschen im Tierreich. Doch der Mensch ist auch der
schlimmste Feind der Waldmenschen, wie ein neuer Bildband jetzt
dokumentiert.

Liebevoll tätschelt der Holländer Dr. Willie Smits das riesige Orangutan-Männchen, das an Hepatitis B erkrankt ist. „Er hat geweint, und ich weine jetzt auch in meinem Herzen“ sagt er. Vor 20 Jahren kam der Forstwissenschaftler nach Indonesien um dort den Wald zu erforschen.
Eines Tages fand er ein krankes, röchelndes Orangutan-Baby auf einem Abfallhaufen. Ein Händler hatte die „verdorbene Ware“ weggeworfen. Smits nahm das Tier mit und päppelte es wieder auf. Das war der Beginn einer
großen Affenliebe und der Grundstein für ein einzigartiges Projekt zur Rettung der Orang-Utans: Die „Borneo Orangutan Survival Foundation“ (BOS).

Anwalt der Waldmenschen

Die Arbeit begann mit drei Orang-Utans, dem Bau eines Labors und dann einer Klinik. Heute arbeitet die BOS mit 10.000 bis 12.000 Orang-Utans, berichtet Dr. Smits. In ihm haben die Waldmenschen, so lautet die Übersetzung für Orang-Utan, endlich einen Anwalt gefunden, der für ihr Überleben kämpft. Noch landen viele Tiere im Kochtopf oder werden als Haustiere zu Tode geliebt. Wilderer erschießen skrupellos
Orangutan-Mütter, um an die auf dem Markt begehrten Babies zu kommen. Doch die schlimmste Bedrohung für die Affen ist die skrupellose Abholzung und Brandrodung des tropischen Regenwaldes. In atemberaubender
Geschwindigkeit fällt der Lebensraum der Orang-Utans dem Kahlschlag für Palmöl-Plantagen zum Opfer, um den Hunger der westlichen Welt nach der neuen Biokraftstoffquelle zu stillen.

Klimaschutz ist auch Artenschutz

So viel Regenwald wird jährlich auf Borneo und Sumatra vernichtet, dass Indonesien nach den USA und China mittlerweile der drittgrößte CO2-Emittent der Erde ist. Deswegen betont Dr. Willie Smits eindringlich, dass Klimaschutz auch Artenschutz bedeute. Mit Hilfe von
Spendengeldern hat er verbranntes Land aufgekauft und in Samboja Lestari ein neues Waldparadies für seine Orang-Utans geschaffen. In dem Gebiet für die Wiederaufforstung werden seine Orang-Utans leben können, wenn aller andere Wald verschwunden ist. Und laut Dr. Smits sieht es im Moment auch so aus, als würde das passieren, wenn sich nicht bald etwas ändert. „Dafür ist unser Buch auch wichtig, dass endlich mal gezeigt
wird, was hier wirklich passiert in Indonesien“, sagt Smits.

Zwei Minuten vor Zwölf

Zusammen mit dem Fotografen Jay Ullal und dem Reporter Gerd Schuster hat Dr. Willie Smits einen eindrucksvollen Bildband über unsere tierischen
Vettern geschaffen und unverlangt an den Ullmann Verlag gesandt. Dessen Chef Herbert Ullmann war tief berührt von den bewegenden Fotos und den schonungslosen Fakten. „Die Denker des Dschungels mussten wir einfach
machen. Es zeigt in der Tat, wozu Menschen fähig sind“, sagt Ullmann.
Laut Verlagschef ist Dr. Smits Buch kein klassischer Bildband, sondern ein mit Bildern und hintergründigen Fakten belegter Report, der das Niedermetzeln der Orang-Utans in Borneo und Sumatra schildert. „Es ist
in der Tat zwei Minuten vor Zwölf“, sagt Ullmann besorgt. „Auf Sumatra gibt es nur noch 5000 Orang-Utans, die auch nicht mehr zu retten sind, und in Borneo sind es nur noch 25.000.“

„Die Denker des Dschungels – Der Orangutan-Report“, Ullmann-Verlag,
29,95 Euro. Ein Teil des Bucherlöses kommt der BOS-Organisation zum
Schutz der Orangutans zugute.