Lesung und Gespräch mit Putu Oka Sukanta

Donnerstag, 8. Oktober 2015, 19:30 Uhr 
Asienhaus, Hohenzollernring 52, Köln

Lesung und Gespräch mit Putu Oka Sukanta

In Indonesien sind die Massaker der Jahre ab 1965 – in deren Verlauf willkürliche Morde, Verhaftungen und fortlaufende Diskriminierung herrschten – noch immer ein Tabuthema. 2015 wird an den Auftakt dieser Gewalttaten als 50. Jahrestage gedacht. Bis heute ist die Frage nach der Aufklärung der Verbrechen unbeantwortet.

In einer Zeit, in der man oft behauptet, dass in Indonesien Presse- und Redefreiheit herrscht, kann keine öffentliche und frei von Drohungen geführte Diskussion oder Ver­sammlung zu den Geschehnissen des Jahres 1965 stattfinden. Dies ist bedenklich, weil die Anzahl der Zeitzeugen und Überlebenden von Jahr zu Jahr schwindet, was eine Aufklärung der Verbrechen immer schwieriger macht.
Auf internationaler Ebene finden die blutigen Mas­saker des Jahres 1965 sowohl in der Politik als auch in der Wissenschaft im Vergleich zu anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit – wie etwa in Südafrika, Ruanda, Chile, Argentinien – kaum Auf­merksamkeit. Verschiedene NGO und Opfergrup­pen bemühen sich seit Jahren darum, die Politik zur Anerkennung der Verbrechen und zur Wahr­heitsfindung zu bewegen. Leider sind diesbezüg­lich von staatlicher Seite als auch in der Gesellschaft kaum Fortschritte auszumachen. Das liegt unter anderem daran, dass die Propaganda der „Orde Baru“ noch offiziell in den Schulen unterrichtet wird. Auch das Untersuchungsergebnis der indo­nesischen Menschenrechtskommission (Komnas HAM), das im Hinblick auf die Massaker der Jahre 1965 bis 1967 von schweren Menschenrechtsver­letzungen spricht, wurde von der Politik bisher vollständig ignoriert.

Putu Oka Sukanta wurde am 29. Juli 1939 in Singaraja, Bali/Indonesien geboren. Er ist einer der führenden Li­teraten und ebenso Produzent von Dokumentarfilmen über die gewaltsamen Ereignisse vor einem halben Jahrhundert in Indonesien. Ohne Gerichtsver­fahren war er selbst in den Jahren 1966-1977 zur Zeit der sogenannten „Orde Baru“ (= Neue Ordnung) unter der Präsidentschaft Suhartos ein politischer Häftling.
Bei der Frankfurter Buchmesse im kommenden Oktober, mit Indonesien als Ehrengast, gehört er zu den eingela­denen indonesischen Schriftstellern

Filmaufführung
SENI DITATING JAMAN (DIE KUNST, DIE NIE STIRBT)
40 Minuten – OmeU
Regie: Putu Oka Sukanta, Lilik Munafidah, Hendro Sutono

Der Film schildert die Entschlossenheit von Mitglie­dern der Kulturorganisation LEKRA, trotz Verhaf­tung und Verbannung ihre Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Gefängnisses weiterzuführen.

Lesung
VERLETZTE SEHNSUCHT
aus „Ausgewählte Kurzgeschichten & Gedichte“ von Putu Oka Sukanta.

Anschließend steht der Autor zum Gespräch zur Verfügung